Enkaustik-Ikonen - eine wahre Farbenpracht

Ikonen und die Wachsmaltechnik aus Ägypten

Die Bezeichnung Enkaustik stammt aus der griechischen Sprache. „Enkausis“ bedeutet „erhitzen“ oder „einbrennen“. Die Enkaustik-Malweise wurde vermutlich zum ersten Mal im alten Ägypten angewendet und ist wahrscheinlich schon vor vielen Tausend Jahren angewendet worden. Täuschend echt wirkende Totenmasken wurden in Ägypten zu Zeiten der Pharaonen mithilfe der Enkaustik-Maltechnik hergestellt. Die Untergründe, auf welche Enkaustik-Bildnisse aufgebracht wurden, waren vielfältig. Als Bildträger-Untergrund wurden Pergament, Leder, Glas, Holz, Elfenbein, Marmor, Leinwand oder Alabaster verwendet. Maßgebend dabei war, dass die Haftung auf dem Untergrund ausreichend war.

Fresko Jesus Kreuzabnahme
Mosaik - Kreuzabnahme von Jesus Christus

Enkaustik-Ikonen - leuchtende Seltenheit

Die Byzantiner bezeichneten die Enkaustiktechnik für Ikonen als Wachsfarbenmalerei. Die ersten christlichen Ikonen wurden mit Bienenwachs und heißen Werkzeugen unter Zumischung von Farbpigmenten hergestellt. Bis zum Bilderstreit im 8. Jahrhundert wurden unzählige Ikonen so gemalt. Leider wurden während des Bilderstreits von den Ikonoklasten (Gegner der Ikonenverehrung) so gut wie alle Enkaustik-Ikonen zerstört. Nur im Katharinenkloster in der Sinai-Wüste haben einige Enkaustik-Ikonen die lange Zeit überstanden. Noch heute leuchten die Farben dieser Ikonen wunderschön.

Bienenwachs und Pigmente - ein heißes Eisen

Ursprünglich wurde bei der Enkaustik-Maltechnik gereinigter Bienenwachs mit Farbpigmenten vermischt. Anschließend wurde mit diversen spitzen oder runden Malgeräten, einer Art Spachtel, das Wachs-Farben-Gemisch auf die Unterlage aufgebracht. Die Werkzeuge dazu mussten vorher erhitzt werden, um das Wachs zum Schmelzen zu bringen. Das Malen im Enkaustik-Stil erforderte viel Übung und Erfahrung und war nicht als einfach zu bezeichnen. Schrittweise wurde beim Malen der Ikonen die Enkaustik-Maltechnik von der „einfacheren“ Eitempera-Malerei abgelöst und geriet dann für lange Zeit in Vergessenheit.

Wiederentdeckung der Enkaustikmalerei

In Pompeji und Neapel wurden bei Ausgrabungen Gemälde und Wandmalereien in Enkaustiktechnik entdeckt. Dies war im 17. Jahrhundert. Die Forscher untersuchten den „punischen Wachs“, das Material, mit dem die entdeckten Kunstschätze gemalt worden waren. Mit der für sie richtigen Rezeptur begannen sie, Gemälde in der lang vergessenen Art und Weise neu zu malen und beschädigte Darstellungen zu restaurieren. Doch im Laufe der Zeit geriet die „Wachsmalerei“, die Enkaustik-Maltechnik, abermals in Vergessenheit.

Thronender Jesus
Jesus mit Königskrone - Nazareth

Enkaustik-Malerei - neue Kunstwerke in antiker Maltechnik

Erst Mitte des 20. Jahrhunderts entdeckte man die Enkaustik-Technik wieder neu. Die Künstler verwendeten moderne Mal-Eisen anstatt der antiken Werkzeuge. Auch die Farbpigmente waren jetzt qualitativ hochwertiger. Beherrschte man erst mal die Technik, konnten damit wunderschöne Kunstwerke geschaffen werden. Heute werden vier Enkaustik-Grundtechniken unterschieden, mit denen man wirklich gut und erfolgreich arbeiten kann. Die antike Enkaustikmalerei der vergangenen Jahrtausende wird jedoch nie mehr richtig erforscht werden können aufgrund fehlender Aufzeichnungen. Die heutige Anwendung moderner Farben und Maleisen ist nicht mehr vergleichbar mit der antiken Technik des alten Ägyptens. Dort war das Wachsmalen wesentlich schwerer und aufwendiger durchzuführen. Umso erstaunlicher sind heute die hervorragenden Zeugnisse aus der Frühzeit dieser ägyptischen Bildkunst.

Beeindruckend schön und praktisch unverwüstlich

Die verwendeten Farben der Enkaustik sind sehr beständig gegen Verwitterung und gegen Feuchtigkeit und dunkeln auch nicht nach. Das Ergebnis des Enkaustikmalens ist schon sehr beeindruckend. Die Enkaustik-Wachsmaltechnik ermöglicht heute die Anfertigung von Porträts, die einen sehr lebendigen und wirklichkeitsnahen Eindruck auf den Beobachter machen. Versuchen Sie es doch einfach selbst einmal. Es gibt heute wieder einige Künstler, welche die Enkaustikmalerei praktizieren. Oft nicht religiös motiviert, sind brillante Kunstwerke mithilfe der Enkaustik-Maltechnik entstanden. Heute hat das für die Enkaustik benötigte Mal-Eisen große Ähnlichkeit mit einem modernen Bügeleisen. Als Farben verwendet man heute biologische Wachsfarben.